Seit 24 Jahren übernehmen wir Tiere in Not. Was sich aber in letzter Zeit zeigt, ist beängstigend. So werden wir zurzeit von Abgabeanfragen überhäuft.
Sehr viele Anfragen haben wir für Hunde die verhaltensauffällig sind und bereits gebissen haben. Auch wenn wir es gerne möchten, können wir nicht alle Verzichtstiere aufnehmen. Für diejenigen die bereits gebissen haben fehlt uns zurzeit der Platz und die Zeit.
Diese Hunde bleiben oft über Jahre oder gar für immer bei uns. Sie brauchen eine besondere und sehr aufwändige Betreuung. Und da wir schon einige solcher Tiere beherbergen, sind diese Plätze belegt.
Mit der Aussage, „dann wird der Hund eingeschläfert, sie sind seine letzte Rettung“, sind wir täglich konfrontiert, was für uns sehr belastend ist . Wir bitten Sie zur Kenntnis zu nehmen, dass uns als kleines Landtierheim leider Grenzen gesetzt sind. Zurzeit können wir keinen Hund mehr aufnehmen, der einen Beissvorfall hatte oder verhaltensauffällig ist. So leid es uns tut.
Unten lesen Sie einen Artikel des Tierschutzvereins Minden. Diesen können wir 1 : 1 unterschreiben. Er ist aus unserer Sicht sehr gut geschrieben und widerspiegelt unser Problem. Es ist ein gesellschaftliches Problem, das wir nicht lösen können. So gerne wir es auch möchten. Da ein Tierheim immer der Spiegel der Gesellschaft ist, müssen wir uns der Tatsache stellen.
Uns sind Grenzen gesetzt.
Die Unvermittelbaren…
Es gibt sie nicht nur in der Fernsehsendung von Martin Rütter, sondern sie sind ein realer Bestandteil fast aller Tierheime.
Und das in immer größerem Umfang.
Die Zahlen der Hunde, die wegen Verhaltensauffälligkeiten, Unverträglichkeiten, Beissvorfällen oder Krankheiten im Tierheim abgegeben oder ausgesetzt gefunden werden, steigen stetig.
Seit letztem Jahr stieg nahezu explosiv die Anfragen und Anschreiben überforderter Hundebesitzer, die ihren Hund schnellstmöglich abgeben wollen. Oft restlos verzweifelt und mit Angst vor dem eigenen Hund sehen die Halter nur diesen Ausweg.
Der Gedanke der Besitzer, der Hund hat es woanders sicher besser, wird von jemandem anderen vielleicht verstanden oder wird quasi per Tapetenwechsel zum Schmusemäuschen wird dabei geäußert.
In der Realität nimmt nur leider fast niemand einen Hund mit Vorgeschichte oder Auffälligkeiten.
Das Tierheim ist in den meisten Fällen Endstation.
Das bedeutet, ein junger Hund von vielleicht zwei Jahren verbringt noch in etwa zehn Jahre hinter Gittern. Und besetzt für diese Zeit einen Platz.
Für diesen Zeitraum braucht dieser Hund Pflege, Futter, einen Tierarzt und Beschäftigung/Training. Letzteres immer in der Hoffnung, dass Tier vermittlungstauglich zu machen.
Ohne Warteliste können wir diesen Ansturm an Abgabeanfragen nicht gerecht werden. Hunde mit Beißvorfällen müssen wir oft ablehnen. Denn wenn kein Hund dieser Kategorie auszieht, können wir keinen neuen aufnehmen. Im schlechtesten Fall gäbe es sonst gar keine Möglichkeit mehr, Hunde anzunehmen, da alles über Jahre besetzt ist. Auch nicht für den kleinen Hund vom verstorbenen Opa zum Beispiel.
Aktuell sind bei uns von 18 Hundezimmern 9 mit Hunden mit Beißvorfällen oder schweren Auffälligkeiten belegt. Drei davon sind Listenhunde, die auch unproblematisch kaum Chancen auf Vermittlung hätten. Plus ein Gehege, zusätzlich eingerichtet, für einen ziemlich unvermittelbaren Herdenschutzhund. Dazu kommen 2 Zimmer mit alten, kranken Hunden, die glücklicherweise je zu zweit zusammen leben, sonst wären es 4 Zimmer.
Die Chancen auf Adoption stehen schlecht. Der Zeitgeist der Menschen sieht keine Individualität vor, auch nicht beim Hund.
Die Bereitschaft, Bindung zu erarbeiten, Probleme anzugehen und Dysfunktionen anzunehmen scheint der Menschheit abhanden gekommen zu sein.
So manch einer unserer ,,Unvermittelbaren“ ist kein besonders schwieriger Hund. Er gehört nur einer eher kritisch gesehenden oder unbeliebten Rasse an, er braucht im Alltag einfach eine geregelte Struktur und/oder einen Maulkorb.
Fast alle unsere Hunde sind ,,machbar“. Für uns auch, jeden Tag.
Mit ein paar Regeln, die beachtet werden müssen, mit Arbeit und Zeit und Geduld, die investiert wird.
Das Paradoxon der Geschichte, es wird lieber ein Welpe gekauft, unverdorben. Oder der süße Hund bei ebay, der soll so lieb und gut erzogen sein.
Und dann landen genau diese Hunde wieder bei uns. Kein Hund erzieht sich von allein, nur Liebe und grenzenloses Verwöhnen führt nicht automatisch dazu, dass der Hund sich benimmt.
Ein ewiger Kreislauf, der uns verzweifeln lässt. Wohin mit all den nicht gewollten Vierbeinern?
Und wann, endlich, reagiert die Politik auf dieses Problem?